seesul
Senior Master Sergeant
Hello, here´s a very interesting interview with Günther Rall, unfortunately in German Günther Rall über - Helden - Nachrichten - sueddeutsche.de
I´d like to translate it but don´t have enough time actually
Would anyone try to translate it?
SZ: Herr Rall, haben Sie sich je als Held gefühlt?
Günther Rall: Also wirklich nicht. Ein Held ist für mich etwas anderes. Wie Leonidas, der Spartanerkönig an den Thermopylen: "Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du hast uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl." Das Wort Held hat einen antiken, mystischen Charakter. Auf mich trifft es nicht zu.
Sie haben aber die Erfahrung gemacht, dass Sie in Wochenschauen als Held gefeiert wurden.
Ja nun, da kann ich nichts dafür.
Sie waren ein sehr erfolgreicher Jagdflieger in einer Zeit, die Helden verklärte.
Was ist die Charakteristik des Helden? Unter Einsatz seines Lebens sich einzusetzen für eine Idee oder für andere Menschen. Aber das mit der Idee und den Idealen war während des Krieges nicht das Thema für uns. Wir kämpften, wenn man so will, für unser Land und um unser Leben.
Aber wie war das für Sie als junger Mann, als plötzlich die Kriegsberichterstatter kamen, dass Ihren Namen jeder in Deutschland kannte?
Anders, als Sie vielleicht denken. Wenn ich heimkam nach Wien, war es so: raus aus der Uniform und mit meiner Frau in den Wiener Wald. Da machten wir keinen Rabatz oder ließen uns feiern.
Aber man hat Sie doch auf der Straße erkannt, auch in Wien?
Nein, nur selten. Als ich Urlaub hatte, gingen wir mal in den "Stadtkrug" nahe des Stephansdoms, da kannten uns alle. Und da saß der Curd Jürgens und hat uns eingeladen. An einem anderen Abend war es Hans Moser, da ging es schon auf zehn Uhr, und der Moser nuschelte: "Herr Major, kannst du noch ein Viertel Wein bestellen, ich krieg kaans mehr?" Nein, zu Hause war ich froh, von Flugzeugen und Kriegen und Töten nichts mehr zu hören. Wir haben uns über alles unterhalten, aber darüber möglichst nicht.
Träumen Sie heute noch davon: vom Krieg, vom Töten?
Ich träume nicht mehr jede Nacht von diesem Krieg. Das lässt mit den Jahren nach.
Sie haben noch in einer Zeit gekämpft, als man den Gegner, den Menschen in der anderen Maschine sehr nah sehen konnte und mit Maschinengewehren beschoss. Und Sie haben ja bei Ihren 275 Abschüssen wahrscheinlich viele Menschen getötet, deren Gesicht Sie erkennen konnten.
Ich verstehe Ihre Frage. Aber so haben wir nicht gedacht. Es war Krieg. Nein, wir waren auf jeden Luftsieg stolz, und froh vor allem, dass es nicht uns getroffen hatte. Natürlich sage ich mir heute in stillen Stunden: Du hast getötet. Um andere zu schützen und nicht selbst getötet zu werden. Aber letztlich: wofür? Das Dritte Reich hat 30 000 Jagdflieger ausgebildet. 10 000 überlebten den Zweiten Weltkrieg, Kriegsgefangene und nicht mehr Fronttaugliche mitgerechnet. Ein Drittel. Das ist die höchste Verlustquote neben den U-Boot-Fahrern.
Warum haben Sie überlebt?
Das müssen Sie den Herrgott fragen. Ich frage es mich selbst. Ich war 15 Monate im Lazarett, vier Mal hat"s mich kräftig erwischt. Nach einem Rückgratbruch haben sie mir Kissen in die Kabine gestopft, sodass meine Piloten bei Feindflügen sagten: Mensch, das ist der Alte, der sitzt so weit vorne. Der Alte war 22 Jahre alt und Staffelkapitän. Der Krieg hat uns unsere Jugend gestohlen.
Sie waren ein guter Soldat im Dienst einer schlechten Sache. Was haben Sie über den Sinn dieses Krieges gedacht?
Hitlers Ziel - aber das wussten wir damals nicht - waren natürlich die Ukraine und Russland. Aber begonnen hatte der Krieg für uns mit der Kriegserklärung Englands und Frankreichs nach dem Angriff auf Polen. Wissen Sie, wir hatten noch die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Mein Vater hat mich mit an den Rhein genommen, als noch das Rheinland besetzt war und der französische Posten an der Brücke stand. Es herrschte Feindschaft zwischen unseren Völkern. Und wofür dieser Krieg tatsächlich geführt wurde, darüber hat uns der Hitler leider nicht informiert. Aber ich muss sagen, es gab 1939 keine Begeisterung - weder im deutschen Volk noch bei der Wehrmacht, ganz im Gegensatz zu 1914, wo alles Halleluja geschrien hat. Wir hatten uns nicht vorstellen können, dass ein Krieg kommt. Überhaupt nicht.
Waren Sie als junger Offizier in der NS-Zeit eigentlich unpolitisch?
Wir waren national, wie man sagte. Nun komme ich aus einer Familie, die deutschnational war. Ich hatte einen Vetter, der war Reichstagsabgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei, der DNVP. Aber dann wurde Hitler Kanzler, zwei Jahre später gab es keine Arbeitslosen mehr, keine Rheinland-Besetzung, keine Zahlungen an die Siegermächte mehr. Das hat uns als jungen Soldaten imponiert, keine Frage.
Wann haben Sie erstmals von den deutschen Verbrechen gehört? Haben Sie selbst welche gesehen?
Wir wussten von Dachau, dem Konzentrationslager, aber nicht genau, was dort geschah. Ich war während des Krieges auch kaum in Deutschland. Von den Vernichtungslagern haben wir nichts gewusst, und auf den Frontflugplätzen hatten wir keine Ahnung davon, was hinter unserem Rücken geschah.
Es fällt schwer, sich das vorzustellen.
Aber so war es. Als ich dann in der Gefangenschaft von Auschwitz hörte, wollte ich es nicht glauben. Da warf ein amerikanischer Wachsoldat die erste Stars and Stripes über den Zaun, die Bilder aus dem Vernichtungslager zeigte. Und wir sagten uns: klar, das ist Propaganda. Bis wir uns überzeugen mussten, das ist die Realität gewesen. Wir haben uns geschämt. Die Judenvernichtung war der größte Wahnsinn dieses sowieso schon wahnsinnigen Krieges.
Sie hatten ja selbst Schwierigkeiten, weil Ihre Frau verfolgten Juden half.
Das war 1938 in Wien. Dort, im Ersten Bezirk, waren 80 Prozent der Intelligenz jüdisch: die Ärzte, die Juristen, die Journalisten, die Schauspieler. Und meine spätere Frau Hertha Schön, auch eine Ärztin, hatte viele jüdische Freunde dort. Beim Anschluss Österreichs 1938 half sie einigen, unterstützt von Freunden aus London, noch rechtzeitig aus dem Land zu kommen. Ich wurde 1943 auf der Krim deswegen verhört, als wir täglich drei, vier Einsätze fliegen mussten. Da sagte mein Kommandeur, Hubertus von Bonin: "Du, Günther, komm mal rüber, hier wartet der Scharfrichter." Ich traf einen Feldrichter an, der eigens erschienen war, um die Hilfe meiner Frau für die Wiener Juden zu untersuchen.
Hatten Sie Angst?
Ich habe den Inquisitor angeblafft: "Haben Sie keine anderen Sorgen? Mitten in diesen Kämpfen beschäftigen Sie sich mit solchem Scheiß?" Er ist dann wieder abgezogen.
Und die Sache blieb folgenlos.
Ein Vierteljahr später bekam ich die Schwerter zum Eichenlaub, und nach der Verleihung durch Hitler mussten wir zum Reichsmarschall, Hermann Göring. Als der Göring mich sieht, brüllt er los: "Mein lieber Rall, ich freue mich, dass ich zwei Augen und zwei Hühneraugen zudrücken kann." Beim Essen saß ich neben ihm, und da hat er mich am Arm genommen wie ein besorgter Vater: "Rall, Sie haben uns große Sorgen gemacht mit dieser Judensache in Wien. Aber dank der unermesslichen Güte des Führers . . .". Grässlich. Aber damit war es ausgestanden.
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SZ: Herr Rall, haben Sie sich je als Held gefühlt?
Günther Rall: Also wirklich nicht. Ein Held ist für mich etwas anderes. Wie Leonidas, der Spartanerkönig an den Thermopylen: "Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du hast uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl." Das Wort Held hat einen antiken, mystischen Charakter. Auf mich trifft es nicht zu.
Sie haben aber die Erfahrung gemacht, dass Sie in Wochenschauen als Held gefeiert wurden.
Ja nun, da kann ich nichts dafür.
Sie waren ein sehr erfolgreicher Jagdflieger in einer Zeit, die Helden verklärte.
Was ist die Charakteristik des Helden? Unter Einsatz seines Lebens sich einzusetzen für eine Idee oder für andere Menschen. Aber das mit der Idee und den Idealen war während des Krieges nicht das Thema für uns. Wir kämpften, wenn man so will, für unser Land und um unser Leben.
Aber wie war das für Sie als junger Mann, als plötzlich die Kriegsberichterstatter kamen, dass Ihren Namen jeder in Deutschland kannte?
Anders, als Sie vielleicht denken. Wenn ich heimkam nach Wien, war es so: raus aus der Uniform und mit meiner Frau in den Wiener Wald. Da machten wir keinen Rabatz oder ließen uns feiern.
Aber man hat Sie doch auf der Straße erkannt, auch in Wien?
Nein, nur selten. Als ich Urlaub hatte, gingen wir mal in den "Stadtkrug" nahe des Stephansdoms, da kannten uns alle. Und da saß der Curd Jürgens und hat uns eingeladen. An einem anderen Abend war es Hans Moser, da ging es schon auf zehn Uhr, und der Moser nuschelte: "Herr Major, kannst du noch ein Viertel Wein bestellen, ich krieg kaans mehr?" Nein, zu Hause war ich froh, von Flugzeugen und Kriegen und Töten nichts mehr zu hören. Wir haben uns über alles unterhalten, aber darüber möglichst nicht.
Träumen Sie heute noch davon: vom Krieg, vom Töten?
Ich träume nicht mehr jede Nacht von diesem Krieg. Das lässt mit den Jahren nach.
Sie haben noch in einer Zeit gekämpft, als man den Gegner, den Menschen in der anderen Maschine sehr nah sehen konnte und mit Maschinengewehren beschoss. Und Sie haben ja bei Ihren 275 Abschüssen wahrscheinlich viele Menschen getötet, deren Gesicht Sie erkennen konnten.
Ich verstehe Ihre Frage. Aber so haben wir nicht gedacht. Es war Krieg. Nein, wir waren auf jeden Luftsieg stolz, und froh vor allem, dass es nicht uns getroffen hatte. Natürlich sage ich mir heute in stillen Stunden: Du hast getötet. Um andere zu schützen und nicht selbst getötet zu werden. Aber letztlich: wofür? Das Dritte Reich hat 30 000 Jagdflieger ausgebildet. 10 000 überlebten den Zweiten Weltkrieg, Kriegsgefangene und nicht mehr Fronttaugliche mitgerechnet. Ein Drittel. Das ist die höchste Verlustquote neben den U-Boot-Fahrern.
Warum haben Sie überlebt?
Das müssen Sie den Herrgott fragen. Ich frage es mich selbst. Ich war 15 Monate im Lazarett, vier Mal hat"s mich kräftig erwischt. Nach einem Rückgratbruch haben sie mir Kissen in die Kabine gestopft, sodass meine Piloten bei Feindflügen sagten: Mensch, das ist der Alte, der sitzt so weit vorne. Der Alte war 22 Jahre alt und Staffelkapitän. Der Krieg hat uns unsere Jugend gestohlen.
Sie waren ein guter Soldat im Dienst einer schlechten Sache. Was haben Sie über den Sinn dieses Krieges gedacht?
Hitlers Ziel - aber das wussten wir damals nicht - waren natürlich die Ukraine und Russland. Aber begonnen hatte der Krieg für uns mit der Kriegserklärung Englands und Frankreichs nach dem Angriff auf Polen. Wissen Sie, wir hatten noch die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Mein Vater hat mich mit an den Rhein genommen, als noch das Rheinland besetzt war und der französische Posten an der Brücke stand. Es herrschte Feindschaft zwischen unseren Völkern. Und wofür dieser Krieg tatsächlich geführt wurde, darüber hat uns der Hitler leider nicht informiert. Aber ich muss sagen, es gab 1939 keine Begeisterung - weder im deutschen Volk noch bei der Wehrmacht, ganz im Gegensatz zu 1914, wo alles Halleluja geschrien hat. Wir hatten uns nicht vorstellen können, dass ein Krieg kommt. Überhaupt nicht.
Waren Sie als junger Offizier in der NS-Zeit eigentlich unpolitisch?
Wir waren national, wie man sagte. Nun komme ich aus einer Familie, die deutschnational war. Ich hatte einen Vetter, der war Reichstagsabgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei, der DNVP. Aber dann wurde Hitler Kanzler, zwei Jahre später gab es keine Arbeitslosen mehr, keine Rheinland-Besetzung, keine Zahlungen an die Siegermächte mehr. Das hat uns als jungen Soldaten imponiert, keine Frage.
Wann haben Sie erstmals von den deutschen Verbrechen gehört? Haben Sie selbst welche gesehen?
Wir wussten von Dachau, dem Konzentrationslager, aber nicht genau, was dort geschah. Ich war während des Krieges auch kaum in Deutschland. Von den Vernichtungslagern haben wir nichts gewusst, und auf den Frontflugplätzen hatten wir keine Ahnung davon, was hinter unserem Rücken geschah.
Es fällt schwer, sich das vorzustellen.
Aber so war es. Als ich dann in der Gefangenschaft von Auschwitz hörte, wollte ich es nicht glauben. Da warf ein amerikanischer Wachsoldat die erste Stars and Stripes über den Zaun, die Bilder aus dem Vernichtungslager zeigte. Und wir sagten uns: klar, das ist Propaganda. Bis wir uns überzeugen mussten, das ist die Realität gewesen. Wir haben uns geschämt. Die Judenvernichtung war der größte Wahnsinn dieses sowieso schon wahnsinnigen Krieges.
Sie hatten ja selbst Schwierigkeiten, weil Ihre Frau verfolgten Juden half.
Das war 1938 in Wien. Dort, im Ersten Bezirk, waren 80 Prozent der Intelligenz jüdisch: die Ärzte, die Juristen, die Journalisten, die Schauspieler. Und meine spätere Frau Hertha Schön, auch eine Ärztin, hatte viele jüdische Freunde dort. Beim Anschluss Österreichs 1938 half sie einigen, unterstützt von Freunden aus London, noch rechtzeitig aus dem Land zu kommen. Ich wurde 1943 auf der Krim deswegen verhört, als wir täglich drei, vier Einsätze fliegen mussten. Da sagte mein Kommandeur, Hubertus von Bonin: "Du, Günther, komm mal rüber, hier wartet der Scharfrichter." Ich traf einen Feldrichter an, der eigens erschienen war, um die Hilfe meiner Frau für die Wiener Juden zu untersuchen.
Hatten Sie Angst?
Ich habe den Inquisitor angeblafft: "Haben Sie keine anderen Sorgen? Mitten in diesen Kämpfen beschäftigen Sie sich mit solchem Scheiß?" Er ist dann wieder abgezogen.
Und die Sache blieb folgenlos.
Ein Vierteljahr später bekam ich die Schwerter zum Eichenlaub, und nach der Verleihung durch Hitler mussten wir zum Reichsmarschall, Hermann Göring. Als der Göring mich sieht, brüllt er los: "Mein lieber Rall, ich freue mich, dass ich zwei Augen und zwei Hühneraugen zudrücken kann." Beim Essen saß ich neben ihm, und da hat er mich am Arm genommen wie ein besorgter Vater: "Rall, Sie haben uns große Sorgen gemacht mit dieser Judensache in Wien. Aber dank der unermesslichen Güte des Führers . . .". Grässlich. Aber damit war es ausgestanden.